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Mit Rollstuhl durch den Regen
25. April 2024
Sekundarschule Jessen-Nord
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Annette Lippstreu

Projektkoordinator Volker Möws vom BG Klinikum Bergmannstrost Halle hatte so gehofft, dass das Wetter hält. Doch kaum war er mit der ersten Gruppe der 30 Achtklässler der Sekundarschule Jessen-Nord per Rollstuhl unterwegs in der Schulumgebung, fielen die ersten Tropfen.

„Das fährt sich jetzt viel schwerer, die Greifreifen sind ganz rutschig“, stellt einer der Jugendlichen fest. Kapuze auf dem Kopf, das schützt, doch die Oberschenkel bekommen Regen ab. Volker verkürzt die Runde, um zügig wieder die trockene Sporthalle zu erreichen. Doch dort lauerte die nächste Hürde: eine schmale Leiste an der Tür erwies sich als echtes Hindernis, denn zum Überwinden mussten die Vorderräder der Rollstühle beim Fahren angehoben werden. Mit zarter Unterstützung klappte das dann gut.

In der Sporthalle hatte Rollstuhlrugby-Nationalspieler Jens Sauerbier das Sagen. Überrascht stellen die jungen Leute fest, wie wendig und schnell Sportrollstühle sind und durchaus als Sportgerät taugen. Schnell weckte Jens Ehrgeiz mit Wettspielen, bei denen es um Geschwindigkeit, vor allem aber um präzises Beherrschen des Rollis ging. Der Umgang mit Bällen und Korbwürfe erhöhte den Anspruch und Jens ließ kein Schummeln zu.

Nach der Hälfte der zur Verfügung stehenden knapp zwei Stunden tauschten die Gruppen, so dass alle Schüler:innen wie immer beide Projektteile erlebten.

„Das ist total eigenartig jetzt wieder zu laufen“, rief eine der jungen Ladys und aus der Jungs-Fraktion kam die Frage: „Können wir noch eine Stunde machen?“.

Neben den Kosten für Rollstühle, die die Jugendlichen durchaus überraschten, spielte vor allem der Alltag von Jens, der seit gut 20 Jahren im Rollstuhl sitzt, in der abschließenden Fragerunde eine Rolle. Offen wurde über Themen wie Toilettengang, Körpergefühl und Lebenserwartung bei Querschnittlähmung gesprochen. Welche Rolle spiele die Höhe der Lähmung, zum Beispiel für die Funktion der Hände? Gehst du arbeiten? Wie ist das beim Einkaufen, wenn die Regale hoch sind? Geduldig beantwortete Jens die Fragen und gab viele Einblicke und Ausblicke, gerade als Para Sportler.

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Mit Deutschlehrerin Irina-Kirsten Springel werden die Jugendlichen das Erlebte journalistisch aufarbeiten, um die gewonnenen Erfahrungen weiterzugeben. Der Rolli-Projekttag fand in Kooperation mit der MITGAS GmbH im Projekt Medienklasse 24 der Mitteldeutschen Zeitung und der Volksstimme statt. Annette Schmidt verfolgte als Journalistin das Geschehen und alle sind gespannt, in der MZ über die besonderen Unterrichtsstunden zu lesen.
pandamedien, A. Lippstreu

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